Brand im SägewerkAinring / Hammerau 09.12.1999, 03:34 Uhr
Millionenschaden richtete Donnerstag nacht ein Großbrand im Holzwerk Riegel und Müller in Hammerau, Gemeinde Ainring, an. Ursache für das 4. Großfeuer des Jahres 1999 in unserem Bereich war aber nach Aussagen der ermittelnden Beamten der Kripo Traunstein vermutlich nicht wie in den drei Fällen zuvor Brandstiftung. Vielmehr dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Glutnest in der Späneabsaugung einer Bandsäge für das Feuer in dem holzverarbeitenden Betrieb verantwortlich gewesen sein. Bis zum Feierabend hatten Arbeiter tags zuvor mit der Säge gearbeitet. Möglicherweise schnitten sie dabei in einen Nagel und verursachten dadurch einen Funken oder ein heißer Metallsplitter führte zur Entzündung der Sägespäne in dem Rohr. Da dies aber zunächst unbemerkt blieb, hatte der anfängliche Schwelbrand bis in die frühen Morgenstunden Zeit, sich bis zum Vollbrand der gesamten Halle auszubreiten.
Jedenfalls wurde ein Anwohner erst gegen 3:30 Uhr früh auf das Feuer aufmerksam und informierte die PI Freilassing, welche wiederum exakt um 3:34 Uhr Alarmstufe 3, Großbrand, auslöste. Dies bedeutet Alarm für die zuständige Ortsfeuerwehr Ainring, die Stützpunktwehr Freilassing, die Nachalarmierungsstelle Freilassing sowie die Kreisbrandinspektion. Noch während der Anfahrt ließ der Einsatzleiter der Feuerwehr Ainring auf Grund der bekannten Probleme des Objekts (hohe Brandlast, schlechte Wasserversorgung) die nächstgelegene Nachbarfeuerwehr Piding nachalarmieren. Da kurz vor dem Eintreffen der ersten Kräfte die gesamte Halle durchzündete und das Feuer nun deutlich erkennbar auf weitere Teile des Sägewerks überzugreifen drohte, wurden sehr schnell die Feuerwehren Saaldorf, Surheim, Teisendorf und Bad Reichenhall nachgefordert. Zur Ausleuchtung der Einsatzstelle und zur Hilfe bei den Aufräumungsarbeiten kamen später auch noch Kräfte des THW Berchtesgadener Land zum Einsatz. Die Mannschaft des ebenfalls alarmierten BRK führte zwar Kreislaufmessungen an den eingesetzten Atemschutzgeräteträgern durch, mußte aber ansonsten nicht eingreifen. Die vorgefundene Lage stellte sich wie folgt dar: Eine etwa 60 x 20 m große, gemauerte Halle mit einem Trapezblechdach stand im Vollbrand. In der Halle befanden sich hauptsächlich Maschinen zur Holzbearbeitung, aber auch Material, nicht nur in Form von Holz, auch Kunststoffe (etwa 4 t PVC und Polystyrol), Kunststoffverdünner und ähnliches waren hier gelagert. Im hinteren (nördlichen) Teil der Halle war eine Zinngießerei und ein kunststoffverarbeitender Betrieb untergebracht. Menschen waren um diese Zeit nicht in der Halle zu erwarten. Die Ortsfeuerwehr Ainring (ELF, TLF 16/25, LF 8, DLK 18/12, TSF, MZF) übernahm zunächst die Abschirmung und Brandbekämpfung auf der Nord- und Ostseite. Während auf der Nordseite der Abstand zum nächsten Gebäude etwa 10 m betrug, war die gesamte Ostseite des Brandobjekts direkt an weitere Werkstätten angebaut, allerdings durch eine intakte Brandmauer getrennt. Unterstützt wurden die Ainringer hier im weiteren Verlauf von den Kräften aus Bad Reichenhall (TLF 24/50, DLK 23/12), Piding (TLF 16/25) und Teisendorf (TLF 16/25, LF 8). Auf der Westseite befand sich ein Werksgleisanschluß und die elektrifizierte Bahnstrecke Freilassing – Berchtesgaden. Hier konnte die Brandbekämpfung erst aufgenommen werden, nachdem die Oberleitung von der Deutschen Bahn AG abgeschaltet und geerdet worden war. Da sich in diesem Bereich das erwähnte Kunststofflager befand und den Flammen anders nicht beizukommen war, mußte hier der Brand mit Hilfe von Mittel- und Schwerschaumrohren bekämpft werden. Diese Aufgabe teilten sich die bereits erwähnten Feuerwehren bzw. im südwestlichen Teil Kameraden unserer Wehr. Der größte Teil der Freilassinger Mannschaft (ELF, TLF 16/25, LF 16/12, DLK 23/12, RW 2, LKW) war auf der Südseite eingesetzt, um ein Übergreifen auf eine direkt angebaute Lagerhalle zu verhindern bzw. schnellstmöglich die Brandbekämpfung aufzunehmen. Das LF 16-TS und ein weiteres LF16 unserer Wehr, sowie die Fahrzeuge der Feuerwehren Saaldorf (LF16), Surheim (2 LF 8) und Piding (LF 8, LKW) stellten die Wasserversorgung mit mehreren B- Leitungen vom Mühlbach und von einem Hydranten aus Bicheln sicher. Dazu mußte auch die stark befahrene B 20 überquert werden, was beim Einsetzen des Berufsverkehrs in den Morgenstunden zu kilometerlangen Stauungen führte.
Gut 2 Stunden nach der Alarmierung war das Feuer soweit unter Kontrolle, daß ein Übergreifen auf weitere Werksteile ausgeschlossen werden konnte. Probleme bereitete allerdings ein Spänesilo der in der südwestlichen Ecke der brennenden Halle gestanden hatte. Da dieser, zu etwa dreiviertel gefüllte, Silo von unten nicht erreicht werden konnte, wurde versucht, ihn durch die auf dem Dach befindlichen Zyklone zu fluten. Da dies allerdings nicht den gewünschten Löscherfolg brachte, wurde ein 50t Kranwagen angefordert, um die beiden Zyklone samt Dach wegzuheben. Glücklicherweise gelang dies trotz der großen Ausladung die dazu erforderlich war (die Befestigung der gesamten Konstruktion war bereits von unten durchgebrannt). Jetzt konnte das Feuer schnell mit gezieltem Strahl aus dem Korb der DLK gelöscht werden.
In einem weiteren voll gefüllten Spänesilo an der südöstlichen Ecke waren an den 2 Türen zum Brandobjekt Glutnester vorhanden. Sie konnten jedoch ausgeräumt werden, noch vor sie größeren Schaden anrichten konnten. Trotz des hohen Sachschadens von über zwei Millionen DM kann durchaus von einem erfolgreichen Einsatz gesprochen werden: Das Feuer wurde auf den vorgefundenen Umfang begrenzt, Menschen kamen nicht zu schaden.
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